Servicestelle Friedensbildung

Baden-Württemberg

 

ISRAEL - PALÄSTINA (NAHOST)

Eine Konfliktanalyse aus friedenspädagogischer Sicht

Hier die Konfliktanalyse zum Download.

sowie die Konfliktanalyse in Leichter Sprache

Hinweis: Die Analyse wird gerade überarbeitet und aktualisiert. In Kürze wird sie vollständig aktualisiert vorliegen.


 

Konfliktanalysen - Arbeitsanregungen

Eine Konfliktanalyse ist ein wichtiges Mittel, um bewaffnete Konflikte zu verstehen und Friedensstrategien zu entwickeln. Um vielfältige Möglichkeiten aufzuzeigen, wie die Konfliktanalysen in der praktischen Bildungsarbeit, ob in der Schule oder auch außerschulisch, eingesetzt werden können, hat die Servicestelle Friedensbildung drei unterschiedliche Anregungen mit konkreten Aufgaben zum Einsatz der Konfliktanalysen entwickelt. Diese haben jeweils einen eigenen Schwerpunkt:

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Konfliktanalysen - Lernposter

Wie kann man einen bewaffneten Konflikt oder Krieg mit einem Fokus auf Frieden analysieren? Mithilfe von Leitfragen, die vom Team der Servicestelle Friedensbildung entwickelt wurden, wird es erleichtert, einen tieferen Einblick in Konfliktsituationen zu gewinnen. Diese Leitfragen werden auf einem Lernposter in Illustrationen präsentiert, die dazu anregen, verschiedene Ansätze aus der Friedens- und Konfliktforschung anzuwenden. Sie laden dazu ein, vielfältige bestehende und mögliche Friedenspotenziale zu erforschen und zusammenzutragen. Das Poster hier zum Download:

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Wo? – Konfliktregion

Der flächenmäßig kleine Staat Israel sowie die Palästinensischen Autonomiegebiete liegen in Vorderasien, im so genannten „Nahen Osten" am östlichen Mittelmeer. Knapp zehn Millionen Einwohner:innen leben in Israel, knapp 5 Millionen in den Palästinensischen Autonomiegebieten, welche sich im Gazastreifen (kurz: Gaza) und im Westjordanand befinden. 

Wer? – Konfliktparteien

Der Konflikt besteht zwischen Israel und palästinensischen Gruppen. Auch andere Staaten wie die Nachbarländer, die USA und Mitgliedsstaaten der Europäischen (EU) sind involviert. Unter den verschiedenen palästinensischen Gruppen, die teilweise unterschiedliche Ziele verfolgen, gibt es Machtkämpfe. Die wichtigsten sind die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) sowie die Terrororganisation Hamas. Die Hamas wird u.a. immer wieder mit Angriffen gegen Israel durch eine im Libanon ansässige bewaffnete Miliz und politische Partei im Libanon, Hisbollah, unterstützt. Die PLO vereint als politische Dachorganisation verschiedene Fraktionen. Die stärkste Fraktion ist die Fatah. Seit den Osloer Verträgen erkennt sie das Existenzrecht Israels an. Die Hamas ging aus der Muslimbruderschaft hervor und vertritt ein extremistisches, antisemitistisches Weltbild. Viele ihrer Anführer bestreitet das Existenzrecht Israels und leugnen oder verharmlosen den Holocaust.  Die Palästinensischen Autonomiegebiete werden von verschiedenen Parteien regiert – der Gazastreifen von der Hamas und das Westjordanland von der Fatah. Seit 2006 fanden dort keine Wahlen mehr statt. Zudem stehen die Gebiete seit 1967 unter israelischer Militärbesatzung.

Wann? – Zeittafel

1917: Balfour-Deklaration
alfour-Deklaration des britischen Außenministers, in der eine „nationale Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ versprochen wird und, dass die Rechte von Araber:innen nicht beschnitten würden.

1947/1948: Teilung Palästinas und Unabhängigkeit des Staates Israels
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) beschließt die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat und die Internationalisierung Jerusalems. Für viele jüdische Menschen ist Israel ein Ort der Zuflucht und sie migrieren nach dem Holocaust und der Ermordung und Vertreibung von mehreren Millionen Jüdinnen und Juden in Europa in das Gebiet. Am 19. Mai 1948 wird die Unabhängigkeit des Staates Israels ausgerufen. Von der Palästinenserführung und vielen arabischen Staaten wird der Teilungsplan und die Staatsgründung Israels abgelehnt. Syrien, Libanon, Jordanien, Ägypten und Irak greifen das Land an. Es kommt zum ersten israelisch-arabischen Krieg. Viele Palästinenser:innen fliehen innerhalb Palästinas und nach Jordanien und in den Libanon. In den Nachbarländern leben sie fortan in Flüchtlingslagern und können nicht zurückzukehren.

1949: Kriegsende mit Israel als Sieger
Der Krieg endet mit dem militärischen Sieg Israels. Das Land vergrößert sein Staatsgebiet damit von 55 % auf 77 % des Gebiets, das 1948 von der UN aufgeteilt wurde.

1967–1991: Juni-Krieg
Ägypten ruft 1967 die Nachbarländer zur Vernichtung Israels auf. Israel greift daraufhin Ägypten an. Auch Jordanien und Syrien treten in den Juni-Krieg ein. Israel siegt nach sechs Tagen. Es besetzt auch die Golanhöhen an der Grenze zu Syrien, den Gazastreifen und das Westjordanland. Es folgen weitere Kriege (Jom-Kippur-Krieg 1973, Libanesischer Bürgerkrieg 1975-1990) sowie der gewaltsame Widerstand der Palästinenser:innen gegen die israelische Besatzung (genannt „Erste Intifada“, 1987-1993).

Juni-Krieg oder Sechs-Tage-Krieg? - Ein Krieg viele Namen

Es kommt immer wieder vor, dass ein Ereignis unterschiedlich benannt wird. Das hängt oft mit den verschiedenen Blickwinkeln der beteiligten Parteien zusammen. Beim Juni-Krieg wird auf israelischer Seite meist der Name „Sechs-Tage-Krieg“ verwendet, um den schnellen Sieg zu betonen. Diese Bezeichnung wurde im deutschsprachigen Raum an vielen Stellen übernommen. Bei den Palästinenser:innen ist der Begriff „Naksa“, arabisch für Rückschritt, gebräuchlich. Damit wird auf die Eroberung und anschließende Besetzung weiterer palästinensischer Gebiete hingewiesen, die im UN-Teilungsplan für die arabische Bevölkerung vorgesehen waren. Statt des militärischen Siegs Israels steht das Leiden der palästinensischen Zivilbevölkerung im Vordergrund. Mit der Bezeichnung Juni-Krieg sollen die Ereignisse des Juni 1967 umfassend beschrieben werden.

1993–1995: Oslo-Friedensabkommen
Die Abkommen Oslo I und Oslo II werden zwischen Israel und der PLO geschlossen. Israel gibt Teile des Westjordanlands an die Palästinenser:innen zurück. Kritische Fragen, etwa nach der Aufteilung Jerusalems, werden zunächst ausgeklammert. Dennoch kommt es zu Protesten und Ausschreitungen von Gegner:innen des Prozesses, die sich entweder gegen eine Anerkennung Israels oder einen Palästinensischen Staat stellen.

2000–2002: Scheitern der Friedensprozesse
Der Oslo-Friedensprozess scheitert im Camp David. Ein gewaltsamer Aufstand der Palästinenser:innen gegen die israelische Besatzung beginnt in Jerusalem (genannt „Zweite Intifada“). Die 2002 vorgestellte Road Map, bei der die USA, die EU und Russland als Vermittler für eine „Zwei-Staaten-Lösung“ auf Grundlage der Grenzen der UN-Resolution von 1947 einsetzen, wird nicht umgesetzt.

2005-2014: Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Israel und Gaza
Auch nach Ende der Zweiten Intifada 2005 mit einem Waffenstillstand, kommt es immer wieder zu gewaltvollen Auseinandersetzungen (Erster, Zweiter und Dritter Israel Gaza-Konflikt: 2008-2009, 2012 und 2014).

2017-2021: Diskussion um Zwei-Staaten-Lösung
US-Präsident Trump spricht von Jerusalem als der Hauptstadt Israels, obwohl der Status der Stadt international weiterhin ungeklärt ist und einen der zentralen Konfliktpunkte darstellt. 2018 wird die US-Botschaft in Jerusalem eröffnet. Das Ereignis ist von großen Protesten begleitet. Zwei Jahre später legen Trump und Israels Ministerpräsident Netanjahu einen Plan zur Zwei-Staaten-Lösung vor, der aufgrund der fehlenden Beteiligung palästinensischer Vertreter:innen von diesen abgelehnt wird. 2021 kommt es zu einer erneuten militärischen Eskalation im Konflikt.

2023: Hunderte Kämpfer:innen derHamas dringen am 7. Oktober 2023 nach Israel ein und töten in einem Terroranschlag mehr als 1.200 Zivilist:innen. Zudem nehmen sie über 240 Geiseln gefangen.  Der israelische Staat reagiert mit einem groß angelegten Militäreinsatz und verhängt eine Blockade, die zeitweise alle Lieferungen von Nahrungsmitteln, Wasser, Strom oder Benzin in den Gazastreifen verhindert. Dies führt zu einer gravierenden humanitären Notlage. Weltweit führen die Geschehnisse zu einer verstärkten Polarisierung. Es kommt zu antisemitischen und antimuslimischen Ausschreitungen.

November 2023: Zwischenzeitliche Waffenruhe

In einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, werden einige Geiseln durch die Hamas freigelassen – Israel lässt im Gegenzug inhaftierte palästinensische Gefangene frei. Die Waffenruhe endet vorzeitig durch erneute Kämpfe.

(Es handelt sich um eine überblickshafte Darstellung. Aufgrund der Aktualität der Ereignisse kann sich die Informationslage schnell verändern.)

LpB-Dossier zum Nahost-Konflikt mit den aktuellen Entwicklungen

Wie? – Mittel der Konfliktaustragung

Der Konflikt ist von gewaltvollen Auseinandersetzungen geprägt.

  • Die PLO setzt seit den Osloer Abkommen in den 1990ern auf diplomatische Lösungen. Zuvor hatte sie Attentate, Geiselnahmen sowie Flugzeugentführungen ausgeführt und war im bewaffneten Untergrundkampf aktiv.
  • Die Hamas setzt auf Raketenangriffe und terroristische Anschläge – auch auf zivile Ziele. Beim Angriff am 7. Oktober 2023 nutzt die Hamas Raketen und dringt zeitgleich mit Hunderten bewaffneten Kämpfern nach Israel ein. Sie zerstören Dörfer und töten deren Einwohner:innen sowie Besuchende eines Musikfestivals in Grenznähe. Zudem werden hunderte Geiseln genommen und nach Gaza entführt.
  • Das israelische Militär ging in den letzten Jahrzehnten vor allem mit Luftangriffen, aber auch mit Bodenoffensiven vor. Gleichzeitig war der Staat Israel immer wieder auch an politischen Verhandlungen mit der PLO und internationalen Akteuren beteiligt. Als Besatzungsmacht bestimmt Israel seit 1967 auch durch die Kontrolle von Grenzübergängen sowie die illegale Siedlungspolitik den Alltag der Palästinenser:innen. Auf die Angriffe der Hamas reagiert Israel mit Raketen- und Bombenangriffen und schickt Bodentruppen nach Gaza. Berichten zufolge kommt es zu Menschenrechtsverletzungen, Tötung von Zivilist:innen sowie Zerstörung ziviler Infrastruktur.
  • Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch kritisieren immer wieder, dass beide Seiten gegen Menschenrechte und Kriegsvölkerrecht verstoßen. Südafrika verklagt Israel im Dezember 2023 vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) wegen Völkermordes. Ende Januar 2024 verpflichtete der IGH Israel in einer Eilentscheidung, sofortige Maßnahmen zur Verhinderung eines Völkermordes an den Palästinenser:innen zu ergreifen und die Versorgungslage zu verbessern. Die israelische Regierung hingegen sieht ihr Vorgehen durch das Recht auf Selbstverteidigung gedeckt.

Warum? – Erklärungen für den Konflikt

Historische Narrative (kultureller und machtbasierter Erklärungsansatz)

Zentral für den Konflikt ist das historische Gebiet Palästina (heute Teil der Staaten Israel und Jordanien) sowie der Gazastreifen und das Westjordanland. Als Gründe für den Konflikt werden Ereignisse aus dem Jahr 70 n. Chr. herangezogen. Damals zerstörten die Römer:innen den Tempel in Jerusalem und vertrieben die jüdische Bevölkerung. Als im 19. Jahrhundert mehr und mehr Juden und Jüdinnen den Wunsch hegen, in dem Gebiet zu leben, wohnen dort mittlerweile mehrheitlich Araber:innen. Der Schriftsteller Theodor Herzl formuliert die Zielsetzung, die Juden und Jüdinnen in einem Staat zu vereinen (Zionismus). Sowohl die jüdische Bevölkerung als auch die arabische Bevölkerung in Palästina sehen das Gebiet als ihre rechtmäßige Heimat an und erheben territorialen Anspruch. Zwischen den 1920er und 1940er Jahren wächst die Zahl der Juden und Jüdinnen in dem Gebiet, da viele von ihnen vor der Verfolgung in Europa und dem Holocaust fliehen. Es kommt in Folge eines politischen Zionismus und dem palästinensischen Nationalismus zu gewaltvollen Auseinandersetzungen. Hunderttausende Palästinenser:innen fliehen in den Gazastreifen, ins Westjordanland und die Nachbarländer. Bis heute wollen die geflüchteten Palästinenser:innen in ihre Städte und Häuser zurückkehren. Die israelische Regierung lehnt dies kategorisch ab. Seit 1948 vergrößert der Staat durch die Kriege sein Territorium und baut zudem auf palästinensischen Gebieten Siedlungen, die gegen internationales Völkerrecht verstoßen.

Religiöse Identität und Othering (kultureller Erklärungsansatz)

Viele Gebiete, vor allem die Stadt Jerusalem, haben für Menschen jüdischen, muslimischen und christlichen Glaubens eine große religiöse Bedeutung. Die Grenzziehung und besonders die Zugehörigkeit Jerusalems stellen daher zentrale Konfliktpunkte dar und haben dazu beigetragen, dass eine Zwei-Staaten-Lösung bisher nicht möglich war. Beide Seiten nutzen die Religionsunterschiede zur Rechtfertigung gewaltsamen Handlungen.

Soziale Probleme, Ungerechtigkeiten, Ressourcen (macht- und ressourcenbasierter Erklärungsansatz)

Die Palästinenser:innen unter israelischer Militärbesatzung und in Israel beklagen soziale und politische Benachteiligungen. Als Beispiele werden starke Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und die ungleiche Versorgung mit Lebensmitteln genannt. Israel bestreitet eine Ungleichbehandlung. Auch das Thema Wasser spielt eine wichtige Rolle im Konflikt, da Israel einen Großteil seines Wassers aus den gemeinsamen Grundwasserbecken bezieht, die sich unter Israel und dem Westjordanland befinden. Die ganze Region leidet unter extremer Wasserknappheit, die zu vielen der Konflikte und gewaltsamen Auseinandersetzungen um das Territorium beiträgt.

Friedenspotenziale

Welche Friedensbemühungen gibt es bereits?

Staatlich und international

Es wurden zahlreiche Versuche unternommen, den langjährigen Konflikt zu beenden. Dabei haben verschiedene Akteure zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in unterschiedlichen Konstellationen versucht zu vermitteln. Beteiligt waren unter anderem die UN, die Nachbarstaaten Ägypten und Jordanien, die USA, die EU sowie Russland. Trotz mehrerer Gipfeltreffen und Abkommen ist es nicht gelungen, die Gewalt dauerhaft einzudämmen und eine politische Lösung zu finden, die für beide Seiten zufriedenstellend ist (siehe z.B. UN-Teilungsplan, Osloer Friedensprozess und die Road Map im Zeitstrahl).

Die beiden Parteien, die oft direkt miteinander verhandelt haben, sind die israelische Regierung und die PLO, welche 1974 von der UN als offizieller Repräsentant des palästinensischen Volkes anerkannt wurde. 2006 gewann die Hamas die Wahlen im Gaza-Streifen. Sie ist seither dort an der Macht. Anders als die PLO spricht sie Israel das Existenzrecht ab. Da die Hamas von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, gibt es mit der Gruppe nur wenige Verhandlungskanäle auf staatlicher Ebene. Im aktuellen Konflikt ist daher auch die Vermittlungsrolle von internationalen Organisationen wie der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung besonders wichtig. Sie ist beispielsweise bei Verhandlungen zu Geiselfreilassungen involviert und leistet auch im Bereich der humanitären Hilfe wichtige Unterstützung. Die UN fordert im aktuellen Konflikt einen sofortigen Waffenstillstand. Der UN-Sicherheitsrat stimmt Ende Dezember 2023 für eine Resolution, die humanitäre Hilfe im Gazastreifen gewährleisten soll. Nachdem die USA zuvor ein Veto einlegte, wurden die Forderungen aufgeweicht.

Zivilgesellschaftlich

Es gibt verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für eine Verbesserung der israelisch-palästinensischen Beziehungen einsetzen. Sie versuchen, einen Dialog zwischen Israel:innen und Palästinenser:innen in den besetzten Gebieten zu fördern und Brücken zwischen den Kulturen und Religionen zu bauen sowie Menschenrechte zu fördern. Die Organisationen sind sowohl direkt in der Region als auch im Ausland aus der Diaspora heraus aktiv. Unter Diaspora versteht man, dass ethnische oder religiöse Gruppen außerhalb ihrer ursprünglichen Heimat leben, oft über einen sehr langen Zeitraum und auf Grund von Vertreibungserfahrungen, Genozid oder Unterdrückung. Es gibt sowohl eine jüdische als auch eine palästinensische Diaspora.

Internationale Akteure, wie beispielsweise auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), versuchen das Engagement zu unterstützen. Für die palästinensische Bevölkerung ist das Engagement von regionalen und internationalen humanitären Hilfsorganisationen überlebenswichtig. Sowohl die Hamas als auch die israelischen Behörden und Streitkräfte behindern immer wieder die Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen.

Die Ausstellung Peace Counts berichtet von zivilgesellschaftlichen Initiativen in Konfliktgebieten. Eine Geschichte erzählt von der School of Peace, in der junge Jüdinnen und Juden und Palästinenser:innen lernen, ihre eigene Rolle im Konflikt anzuerkennen und zu reflektieren. Miteinander streiten ist dabei aber ausdrücklich erlaubt.

Die Organisation Breaking the Silence, die von ehemaligen israelischen Soldat:innen gegründet wurde, klärt die israelische Bevölkerung über den Alltag der Besatzung in den palästinensischen Gebieten auf, setzt sich für gleiche Rechte für Palästinenser:innen im Land ein, beschreibt die negativen Folgen, die Militäreinsätze auch für die israelische Bevölkerung haben und setzt sich für politische Lösungen des Konflikts ein.

Welche Friedensansätze werden diskutiert?

Als Friedensansätze werden verschiedene Varianten einer Ein-, Zwei und Drei-Staaten-Lösung diskutiert. Die bisher am meisten verhandelte, aber bisher immer gescheiterte Option ist die Zwei-Staaten-Lösung: ein Staat Israel und ein Staat Palästina. Über die genaue Grenzziehung und den Status der religiös wichtigen Stadt Jerusalem gibt es keine Einigung.

Eine andere Option wäre die Ein-Staaten-Lösung bestehend aus den Gebieten des heutigen Israel, des Gazastreifens und des Westjordanlandes, in dem die jüdische und palästinensische Bevölkerung die gleichen Rechte und Pflichten in einem demokratischen und säkularen Staat haben. Unter Säkularität versteht man die Trennung von Religion und Staat. Dem entgegen steht die Kernidee des Zionismus, der einen klar jüdischen Staat fordert  sowie der Wunsch nach der Errichtung eines islamischen Staates vonseiten der Hamas. Daher wird oft bezweifelt, ob sich die Ein-Staaten-Lösung gut umsetzen lässt.

Alternativ sieht eine Version der Drei-Staaten-Lösung vor, dass neben dem Staat Israel mit dem Gazastreifen und dem Westjordanland zwei separate, eigenständige palästinensische Staaten entstehen. Diese Version orientiert sich daran, dass die beiden Gebiete auch heute schon von unterschiedlichen Gruppen kontrolliert werden. Eine andere Version der Drei-Staaten-Lösung sieht vor, das Westjordanland an Jordanien und den Gazastreifen an Ägypten zu übertragen. Die Varianten der Drei-Staaten-Lösung werden vor allem von Personen befürwortet, die die Zwei-Staaten-Lösung als gescheitert ansehen.

Insgesamt gibt es bisher für keine der Lösungen die Zustimmung aller Beteiligten. Alle Lösungen setzen einen friedensstiftenden Dialog zwischen den Gruppen voraus.

Die internationale Staatengemeinschaft diskutiert seit der Verschärfung des Konflikts über einen Drei-Phasen Friedensplan.

Insbesondere Ägypten tritt als Vermittler zwischen Israel und der Hamas auf. Ende November kommt es zum ersten Abkommen unter Führung von Ägypten, Katar und der USA. Es sieht eine Feuerpause sowie die Freilassung von israelischen Geiseln und palästinensischen Gefangenen vor. Die Feuerpause endet vorzeitig Anfang Dezember. Aufgrund der immer noch festgehaltenen Geiseln durch die Hamas, zeigt Israel immer wieder Bereitschaft für einen erneuten zwischenzeitlichen Waffenstillstand und auch die Hamas ist zu Gesprächen bereit. Die Feuerpausen sind Teil eines Drei-Phasen-Plans unter der Schirmherrschaft Ägyptens, welcher u.a. vorsieht in einer zweiten Phase einen nationalen palästinensischen Dialog herzustellen, um zwischen den rivalisierenden palästinensischen Gruppen der Fatah und der Hamas zu verhandeln. Eine dritte Phase sieht einen vollständigen Waffenstillstand und ein umfassendes Abkommen zwischen Israel und der Hamas, einen Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen sowie eine Rückkehr der Vertriebenen vor.

Konfliktzwiebeln

Konfliktpartei: Israel

Positionen
-    Luftangriffe und militärische Operationen gegen den Gazastreifen dienen Selbstverteidigung
-    Israel ist ein jüdischer Staat mit Jerusalem als Hauptstadt
-    Siedlungsbau ist legal
Interessen
-    Vernichtung der Hamas
-    Sicherung eines jüdischen Staates
-     Dauerhafte Kontrolle palästinensischer Gebiete
-    Sicherheit vor Angriffen
Bedürfnisse
-    Sicherheit
-    Schutz und Überleben der eigenen Identität

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel (leer)

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel Israel (ausgefült)

Konfliktpartei: Palästinensische Autonomiegebiete

Positionen
-    Ein säkularer Staat Palästina soll errichtet werden, mit Anspruch auf eigenes Staatsgebiet und Jerusalem als Hauptstadt
-    Israelische Besatzung und Siedlungspolitik in palästinensischen Gebieten sind rechtswidrig 
-    Legitime Vertretung des palästinensischen Volkes 
Interessen
-    Gewährleistung von Menschen- und Bürgerrechten für alle 
-    sichere Orte zum Leben
-     Repräsentation der Interessen möglichst aller palästinensischer Gruppen
-    internationale Anerkennung eines palästinensischen Staates 
Bedürfnisse
-    Versorgungssicherheit
-    Anerkennung als eigene Nation
-    Schutz vor Vertreibung und Gewalt
 

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel (leer)

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel Palästinensische Autonomiegebiete (ausgefüllt)

Konfliktpartei: Hamas

Positionen
-    Existenzrecht Israels und die Zwei-Staaten-Lösung werden abgelehnt
-    Gewalt an der israelischen Bevölkerung ist legitim
-    historisches Palästina muss befreit werden
-    israelische Annexion palästinensischer Gebiete ist rechtswidrig
Interessen
-    Vernichtung Israels
-    Sicherung der politischen Macht
-    Abzug Israels aus den palästinensischen Gebieten
-    Verbreitung von Angst in Israel
-    Errichtung eines islamischen Staates "Palästina"

Bedürfnisse
-    Selbstbestimmung
-    Versorungssicherheit

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel (leer)

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel Hamas (ausgefült)

Konfliktbaum

Konfliktbaum Nahost-Konflikt

Effekte und Auswirkungen

-    Angst
-    Flucht und Vertreibung
-    Entführung von Zivilist:innen
-    Zerstörung (ziviler) Infrastruktur 
-    schwierige humanitäre Lage im Gazastreifen
-    Diskriminierung und Unterdrückung
-    Tausende Tote und Verletzte

Kernproblem: Territorium; Feindbilkonstruktionen

Konfliktursachen

-    Ansprüche auf dasselbe Land
-    Religiöse Spannungen und Bedeutung der Gebiete, v.a. Jerusalem
-    Machtstreben
-    Wasserknappheit
-    soziale Ungerechtigkeiten

(vgl. Fisher et al., 2000: 29)

Arbeitsblatt Konfliktbaum (leer)

Arbeitsblatt Konfliktbaum (ausgefüllt)

 


 

Literatur und Quellen

Karten

  • Karte 1: Landkarte Israel​​​​​​​.UN via Wikimedia Commons
  • Karte 2: Lagekarte Israel. The World Factbook 2021. Washington, DC: Central Intelligence Agency, 2021

Weitere Materialien:

Träger der Servicestelle Friedensbildung

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