Servicestelle Friedensbildung

Baden-Württemberg

 

SUDAN

Eine Konfliktanalyse aus friedenspädagogischer Sicht

Konfliktanalysen - Arbeitsanregungen

Eine Konfliktanalyse ist ein wichtiges Mittel, um bewaffnete Konflikte zu verstehen und Friedensstrategien zu entwickeln. Um vielfältige Möglichkeiten aufzuzeigen, wie die Konfliktanalysen in der praktischen Bildungsarbeit, ob in der Schule oder auch außerschulisch, eingesetzt werden können, hat die Servicestelle Friedensbildung drei unterschiedliche Anregungen mit konkreten Aufgaben zum Einsatz der Konfliktanalysen entwickelt. Diese haben jeweils einen eigenen Schwerpunkt:

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Konfliktanalysen - Lernposter

Wie kann man einen bewaffneten Konflikt oder Krieg mit einem Fokus auf Frieden analysieren? Mithilfe von Leitfragen, die vom Team der Servicestelle Friedensbildung entwickelt wurden, wird es erleichtert, einen tieferen Einblick in Konfliktsituationen zu gewinnen. Diese Leitfragen werden auf einem Lernposter in Illustrationen präsentiert, die dazu anregen, verschiedene Ansätze aus der Friedens- und Konfliktforschung anzuwenden. Sie laden dazu ein, vielfältige bestehende und mögliche Friedenspotenziale zu erforschen und zusammenzutragen. Das Poster hier zum Download:

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Wo? – Konfliktregion

Der Sudan ist ein großer Staat im Nordosten Afrikas. Im Sudan leben mit rund 47 Millionen Einwohner:innen ungefähr halb so viele Menschen wie in Deutschland, die Fläche der Republik ist jedoch mehr als fünf Mal so groß als jene der Bundesrepublik Deutschland.

Wer? – Konfliktparteien

Die Konfliktparteien in diesem innerstaatlichen Konflikt sind zum einen die sudanesischen Streitkräften (SAF, engl. „Sudanese Armed Forces“) unter General Abdel Fattah al-Burhan, und zum anderen die paramilitärischen Kräfte (RSF, engl. „Rapid Support Forces”) unter General Mohamed Hamdan Daglo, bekannt als „Hemeti“.

Ausländische Akteure nehmen Einfluss auf die Konfliktparteien und unterstützen diese: Ägypten steht bspw. aufseiten der SAF, während die arabischen Golfstaaten aktuell die RSF unterstützen, um ihre jeweiligen politischen und ökonomischen Interessen zu verfolgen. Sowohl al-Burhan als auch Hemeti haben in den Monaten vor dem Ausbruch der Gewalt auf diplomatischem Wege in den Nachbarländern um Unterstützung geworben.

RSF
Die RSF wurden vom damaligen Präsidenten al-Bashir als unabhängige Sicherheitskräfte im Jahr 2013 eingesetzt, um seine Macht zu sichern und gegen Aufständische vorzugehen. Diese paramilitärischen Kräfte gehen aus den „Dschandschawid“ hervor, welche bereits im Jahr 2003 durch al-Bashir in der westsudanesischen Region Darfur zur Unterdrückung eines Aufstandes eingesetzt wurden. Im Zuge des „Darfur-Kriegs“ kam es zu massiven Menschenrechtsverletzungen und Gewalt durch die Dschandschawid, die nach UN-Schätzungen 300.000 Menschen das Leben kostete. 2,5 Mio. Menschen wurden vertrieben. Der aktuelle Machthaber Hemeti schloss sich damals den Dschandschawid an, um sich Ressourcen und Macht zu sichern. Hemeti und die RSF wurden vom damaligen Machthaber al-Bashir für verschiedene, nicht legitime Zwecke eingesetzt, bis letztlich al-Bashir durch ebendiese Kräfte abgesetzt wurde und Hemeti die Macht übernahm.

Wann? – Zeittafel

2018–Januar 2019: Massenproteste aufgrund steigender Lebensmittelpreise, aufgrund von Korruption und politischer Unterdrückung. Zusammenschluss Hunderter zivilgesellschaftlicher und politischer Organisationen zum gewaltlosen Widerstand gegen die Regierung, Zusammenschluss zu den „Forces of Freedom and Change“ (FFC).

11. April 2019: Militärputsch unter Beteiligung von Sicherheits- und Militäreliten der SAF und RSF und darauffolgend Absetzung des sudanesischen Präsidenten Omar al-Bashir, der eine verfassungswidrige dritte Amtszeit angestrebt hatte. Bildung eines Übergangsrats aus zivilen und militärischen Vertreter:innen zur Stabilisierung des Landes und zur Organisation von Wahlen im Jahr 2022. Ernennung von Abdala Hamdok als Premierminister der Übergangsregierung.

03. Juni 2019: Proteste: Die Demonstrierenden drängen auf die Errichtung einer vollständig zivilen Regierung. Die Proteste in Khartum werden v.a. von der RSF gewaltsam niedergeschlagen. Es gibt Hunderte Tote und Verletzte.

03. Oktober 2020: Unterzeichnung des Friedensabkommens von Dschuba (Hauptstadt des Südsudans, englische Schreibweise: Juba). Dabei wird u.a. allen regionalen Kräften eine Beteiligung an der künftigen sudanesischen Regierung und an verfassungsgebenden Prozessen zugesprochen. Das Abkommen wird zwar vom UN-Generalsekretär und der internationalen Gemeinschaft befürwortet, stößt jedoch auf Widerstand in der Zivilbevölkerung. Diese nimmt den Prozess als elitär wahr und möchte stärker beteiligt werden. Außerdem äußert sie Misstrauen gegenüber der Übergangsregierung, welche aus Personen besteht, die maßgeblich an früheren Konflikten beteiligt waren.

25. Oktober 2021: Gemeinsamer Militärputsch und Sturz Hamdoks durch SAF und RSF. SAF-General al-Burhan wird als De-facto-Machthaber eingesetzt. Festnahme ziviler politischer Führer, darunter Hamdok, und hochrangiger Beamte der FFC. Darauffolgende Proteste gegen das Militärregime werden durch die Streitkräfte gewaltsam niedergeschlagen. Al-Burhan verkündet die Auflösung der zivilen politischen Institutionen und ruft den Ausnahmezustand aus.

05. Dezember 2022: Einigung auf ein Rahmenabkommen, welches Vereinbarungen über die Vergabe politischer Ämter zwischen al-Burhan und Hemeti beinhaltet sowie nach zwei Jahren Wahlen mit Übergang zu einer zivil-demokratischen Regierung vorsieht.

15. April 2023: Eskalation des Konflikts in Khartum. Gewaltsame Ausschreitungen und Kämpfe zwischen der SAF und RSF. Nach Jahren immer wiederkehrender gewaltsamer Auseinandersetzungen markiert diese Eskalation eine neue Ebene, in der Gewalt offen und direkt in der Hauptstadt Khartum ausgetragen wird.

Wie? – Mittel der Konfliktaustragung

Seit April 2023 kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und schweren Gefechten im Sudan. Die Konfliktdynamik unterscheidet sich von bisherigen gewaltsamen Auseinandersetzungen dort. Bislang kämpften meist Sicherheitskräfte der Regierung gegen bewaffnete Widerstandsbewegungen oder Rebellengruppen. Nun kämpft die sudanesische Armee (SAF) gegen eine ebenfalls von der al-Bashir Regierung eingesetzte paramilitärische Truppe (RSF), die aus den Dschandschawid-Milizen in Darfur hervorgegangen ist. Die RSF gilt als sehr mobile Truppe mit einer geschätzten Stärke von über 100.000, welche Guerillataktiken in städtischen Gebieten anwendet. Die SAF hingegen setzt mangels ausreichender Bodenstreitkräfte vor allem Luftangriffe sowie Panzer im Kampf gegen RSF-Stellungen ein.

Beide Parteien versuchen wichtige Versorgungsleitungen und militärische Infrastruktur des Gegners zu zerstören. Bei den Kämpfen kommt es zudem immer wieder zu Angriffen gegen zivile Infrastruktur, einschließlich Märkten oder Krankenhäusern, wodurch bereits Hunderte Zivilist:innen getötet und Tausende vertrieben wurden. Es liegen zudem Berichte über den Einsatz von sexualisierter Gewalt und Repressionen sowie über Angriffe gegen Journalist:innen und humanitäre Einsatzkräfte vor.

Der Zugang zum Internet und sozialen Medien ist je nach Region und lokaler Zerstörung eingeschränkt. In den aktuellen Auseinandersetzungen blockieren Protestierende immer wieder wichtige Transportkorridore, was von Sicherheitskräften mit Gewalt beantwortet wird.

Trotz mehrerer kürzerer Waffenstillstände gehen die Kämpfe zwischen der SAF und RSF unvermindert weiter, was die schlechte humanitäre Lage im Land verschärft.

Warum? – Erklärungen für den Konflikt

Politische Macht und Einfluss (machtbasierter Erklärungsansatz)

Tausende Bürger:innen haben in den vergangenen Jahren, insbesondere in den Jahren 2019 und 2021, gegen Diktatur und Militärherrschaft sowie verübte Menschenrechtsverletzungen im Sudan protestiert, worauf der langjährige Machthaber al-Bashir mit Repressionen und Gewalt reagierte. Nach dem Sturz al-Bashirs konkurrierten verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Zielen um einen Platz in der neuen politischen Ordnung. Der durch den Militärputsch an die Macht gekommene General al-Burhan wollte die Interessen und die Vorherrschaft des Militärs sichern. Auf internationalen Druck hin versprach er, den Weg für eine zivile Regierung freizumachen und Wahlen im Jahr 2023 durchzuführen. Der politische Einfluss der Übergangsregierung blieb jedoch durch den Einfluss des Militärs begrenzt, und der nationale Sicherheitsrat unter al-Burhan und Hemeti behielt u.a. die Kompetenz für Sicherheitsfragen im Land.

In den darauffolgenden Jahren kam es im Zuge der Verhandlungen über das Friedensabkommen von Dschuba und den ausstehenden Transitionsprozessen immer wieder zu Konflikten zwischen den militärischen Eliten und den Eliten der zivilen FFC über den politischen Kurs und die Führungspositionen des Landes. Dadurch können die tiefgreifenden politischen und wirtschaftlichen Probleme des Sudans nicht gelöst werden. Instabilität, sicherheitspolitische Zersplitterung und politische Gewalt sind die Folge, insbesondere durch die SAF und RSF. Die (para-)militärischen Kräfte unter dem Anführer Hemeti streben nach Machterhalt bzw. Machtzuwachs. Sie wollen Kontrolle über das Land sowie den Zugang zu finanziellen Ressourcen (Bodenschätze wie Gold und Mineralien) sichern und so wirtschaftlichen Einfluss ausüben. Durch den Machterhalt wollen sie sich zudem vor juristischer Verfolgung ihrer verübten Menschenrechtsverletzungen, teilweise noch aus der Zeit des Darfur-Kriegs, schützen.

Die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen markieren letztlich einen Zusammenbruch des heiklen Machtgefüges im Sudan, welches sich seit der Absetzung des ehemaligen Staatsoberhaupts Omar al-Bashir im April 2019 zwischen al-Burhan und Hemeti entwickelt hat, und gipfeln in einem schweren Kampf um die Vorherrschaft im Sudan.

Die Entwicklung der Beziehungsdynamik im Sudan ist besonders hervorzuheben: Hemeti wurde einst von al-Bashir unterstützt und für dessen Machterhalt eingesetzt, bis Hemeti ihn aufgrund eigener Machtinteressen und der breiten Protestbewegungen 2019 den Rücken kehrte und al-Bashir durch den Militärputsch abgesetzt wurde. Auch al-Burhan, welcher nach einem erneuten Putsch, dieses Mal gegen die Übergangsregierung, als Machthaber eingesetzt wurde, gilt als Ziehsohn al-Bashirs. Nun spielt sich im Sudan ein erneuter Machtkampf ab, dieses Mal zwischen den ehemaligen Verbündeten und Vertretern des nationalen Souveränitätsrats. Beide, al-Burhan und Hemeti, hatten nach dem Militärputsch im Jahr 2019 Kompetenzen für Sicherheitsfragen erhalten.

Im Vorfeld der aktuellen Kämpfe gab es im Zuge des auf internationaler Ebene unterstützten Rahmenabkommens für eine zivile Regierung Streit über die Frage, wie die RSF in die sudanesische Armee integriert werden sollte und wer die Führung des neu konsolidierten Militärs übernehmen würde. Nach Ausbruch der Kämpfe teilte das sudanesische Außenministerium mit, dass al-Burhan nun die Auflösung der RSF anordnet und die Milizenkämpfer als Aufständische einordnet. Diese Ereignisse spiegeln den Machtkampf um Positionen und die Kommandostruktur zwischen al-Burhan und Hemeti wider.

Ethnische und geographische Spaltung (kultureller Erklärungsansatz)

Unter al-Bashir wurden nicht-muslimische Minderheiten im Sudan massiv unterdrückt und in der Macht- und Ressourcenverteilung benachteiligt, etwa durch eingeschränkten Zugang zu politischen Ämtern. Außerdem wurden in dem Anfang der 2000er-Jahre durchgeführten Friedensprozess zwischen Nord- und Südsudan einige Regionen von der damit verbundenen Neuverteilung von Ressourcen und Macht ausgeschlossen. Dies führte zu mehreren Kriegen, darunter zum Bürgerkrieg in Darfur im Jahr 2003 zwischen Regierungstruppen und Rebellengruppen sowie zum Bürgerkrieg zwischen der Zentralregierung und der südsudanesischen Volksbefreiungsbewegung, welcher im Jahr 2011 in der Unabhängigkeit des Südsudans endete. Gleichzeitig brachen in den Regionen Südkordofan und Blauer Nil (Grenzregion zum Südsudan) Kämpfe aus, welche durch das Friedensabkommen (2020) mit Unterzeichnung der sudanesischen Übergangsregierung weitestgehend beigelegt werden konnten. Die Konflikte beinhalten somit auch immer strittige Fragen darüber, wer an Friedensgesprächen teilnehmen darf und politische Anerkennung erfährt. Die regionale, ethnische oder interessensspezifische Fragmentierung der Bevölkerung und der kämpfenden Akteure erschwert die Beilegung.

Ressourcenknappheit und strukturelle Ungleichheit (ökonomischer Erklärungsansatz)

Die wirtschaftliche Lage im Sudan ist aktuell sehr fragil. Nach der Machtübernahme durch das Militär setzten internationale Geldgeber:innen das sudanesische Entschuldungsprogramm aus. Die Sudanes:innen leiden unter hohen Preisen aufgrund extremer Inflation, Versorgungsengpässen bei Lebensmitteln (Vor dem Krieg in der Ukraine importierte der Sudan über 80 Prozent seines Weizens aus Russland) und Medikamenten sowie Extremwetterereignissen und Dürreperioden im Zuge des Klimawandels.

Dies führt zu erheblicher Armut und lebensbedrohlichen Situationen, was die Unzufriedenheit und Proteste in der Zivilbevölkerung verstärkt. Zudem bestehen im Sudan große strukturelle Herausforderungen wie desolate Infrastrukturen, ein niedriges Bildungsniveau und unzureichende Grundversorgungsleistungen, was die humanitäre Situation weiter anspannt. Gleichzeitig richten sich die Interessen der politischen Eliten des Landes am Zugang zu Ressourcen sowie an der Kontrolle über Rohstoffe (v.a. Goldminen, Erdgas- und Erdölvorkommen) aus, um Eigeninteressen zu verfolgen – und weniger an den proklamierten politischen Zielen und dem Wohlergehen der Bevölkerung. Einnahmen werden vorwiegend in Waffen und militärische Ausrüstung investiert. Das Militär hat eine große wirtschaftliche Macht im Sudan, da es zentrale Unternehmen besitzt und diese durch politische Ämter von Steuern befreien kann.

All dies vertieft politische Spaltungen, verstärkt Korruption und erschwert die Beteiligung breiter Bevölkerungsgruppen an politischen Prozessen.

Friedenspotenziale

Welche Friedensbemühungen gibt es bereits?

Im Rahmen der internationalen Friedensbemühungen wurde Ende des Jahres 2020 die Friedensmission UNITAMS (zuvor: UNAMID) zur Unterstützung des politischen Übergangs und zur Verbesserung der humanitären Situation im Sudan beschlossen. Das Engagement der UN richtet sich auf den gesamten Transitionsprozess und eine friedliche Entwicklung im gesamten Sudan.

Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen im April 2023 riefen zahlreiche internationale Vertreter:innen zur Waffenruhe und Beilegung der Feindseligkeiten auf. UN-Generalsekretär Guterres hob die Dringlichkeit von humanitären Hilfskorridoren sowie dem Zugang zu medizinischer Versorgung hervor. Auch die Afrikanische Union, die Europäische Union, die Arabische Liga sowie die „Quad for Sudan“ (USA, Großbritannien, Vereinigte Arabische Emirate und Saudi-Arabien) riefen zur Waffenruhe auf. Gleichzeitig ist hervorzuheben, dass verschiedene ausländische Mächte im Land aktiv sind: darunter die Vereinigten Arabischen Emirate als Unterstützung der RSF, Ägypten als Verbündeter der SAF, aber auch China und Russland. Aufgrund geopolitischer Interessen können die Friedensverhandlungen so erschwert werden.

Der UN-Menschenrechtsrat stimmte in einer Dringlichkeitssitzung für eine Resolution, welche die Aufforderung zur sofortigen Einstellung der Gewalt, zur Ermöglichung humanitärer Hilfe sowie zur Aushandlung einer friedlichen Lösung des Konflikts beinhaltet. Die internationalen Organisationen halten an ihren Bestrebungen zum Übergang des Sudans zu demokratischen Strukturen fest.

Auf lokaler Ebene konnten zeitweise erfolgreich Waffenstillstände zwischen der SAF und der RSF durch Gemeindeführer ausgehandelt werden, wodurch Hilfseinsätze durchgeführt werden konnten. Darunter in der Region Darfur, wo der Bedarf an humanitären Hilfsmitteln besonders hoch ist.

Bei einer ersten Verhandlung am 11. Mai 2023 zwischen der SAF und der RSF im saudi-arabischen Dschidda konnte eine „Verpflichtungserklärung zum Schutz der Zivilbevölkerung des Sudans“ erzielt werden. Beide Konfliktparteien verpflichteten sich darin, humanitäre Hilfskorridore zu schaffen, die Versorgung mit Strom, Wasser und Lebensmitteln zu sichern und den Abzug von Sicherheitskräften aus Krankenhäusern zu gewährleisten. Trotz der Verpflichtung wird diese bislang kaum eingehalten. Die Europäische Union hat in Zusammenarbeit mit UNICEF und dem UN-Welternährungsprogramm eine humanitäre Luftbrücke von den Lagerhallen der UN in Dubai nach Port Sudan eingerichtet, um die Menschen im Sudan mit Wasser, sanitären Einrichtungen, Hygieneartikeln etc. zu versorgen.

Welche Friedensansätze werden diskutiert?

Gespräche über eine (kurzzeitige) Waffenruhe verlaufen bislang erfolglos, oder Vereinbarungen werden gebrochen. In der sudanesischen Konfliktgeschichte zeigt sich jedoch immer wieder, dass auf lokaler oder regionaler Ebene ausgehandelte Waffenstillstände zeitweise funktionieren. Die internationale Staatengemeinschaft versucht, Druck auf die Konfliktparteien auszuüben und die Vermittlungen zu begleiten. Eine stärkere Beteiligung der sudanesischen Zivilbevölkerung und der FFC in international unterstützten Verhandlungen wird als wichtig angesehen. Friedensverhandlungen zwischen der SAF und der RSF gelten bislang als unwahrscheinlich. Beide Konfliktparteien verweigern derartige Gespräche, und die sudanesischen Streitkräfte (SAF) schließen eine Verhandlungslösung mit der RSF aus. Verhandelbar sei nur die Kapitulation der RSF.

Bislang handelt es sich um einen innerstaatlichen Konflikt um die militärische Vorherrschaft im Sudan, jedoch hat der Konflikt das Potenzial, (über-)regionale Dimensionen anzunehmen und die humanitäre Situation im Nordosten Afrikas weiter zu verschärfen.

Konfliktzwiebeln

Konfliktpartei: Sudanesische Streitkräfte (Sudanese Armed Forces, SAF)

Positionen
-    Machterhalt
-    politische Kontrolle

Interessen
-     Machtsicherung
-     Zugang und Kontrolle zu Ressourcen / Rohstoffen

Bedürfnisse
-     Sicherheit
-     Kontrolle

 

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel (leer)

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel SAF (ausgefüllt)

Konfliktpartei: Paramilitärische Kräfte (Rapid Support Forces, RSF)

Positionen
-    Machterhalt
-    politische Kontrolle

Interessen
-    Machtsicherung
-    Zugang und Kontrolle zu Ressourcen / Rohstoffen

Bedürfnisse
-    Sicherheit
-    Kontrolle

 

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel (leer)

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel RSF (ausgefüllt)

 

Konfliktpartei: Zivilbevölkerung

Positionen
-    Politikreformen
-    Demokratisierung

Interessen
-     Soziale, politische und wirtschaftliche Reformen

Bedürfnisse
-     Überlebenssicherung
-     Stabilität und Wohlstand im Land
-     Zugang zu Bildung und Jobs

 

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel (leer)

Arbeitsblatt Konfliktzwiebel Zivilbevölkerung (ausgefüllt)

 

Konfliktbaum

Konfliktbaum Sudan

Effekte und Auswirkungen

•    Über 750 Tote und über 5.000 Verletzte (Stand Mai 2023)
•    Über 700.000 Binnenvertriebene
•    Mehr als 170.000 Menschen sind in Nachbarländer geflohen
•    Menschenrechtsverletzungen
•    Armut
•    Humanitäre Notlage
•    Zerstörung ziviler Infrastruktur
•    Grundversorgung der Bevölkerung gefährdet
•    Repression
•    Gefahr der Destabilisierung der gesamten Region am Horn von Afrika

Kernproblem: Kampf um die Vorherrschaft im Sudan zwischen dem Militär und paramilitärischen Kräften

Konfliktursachen

•    Politische Instabilität
•    Schwache staatliche / demokratische Strukturen
•    Kampf um Rohstoffe / Ressourcen
•    Mangelhafte Aufarbeitung früherer Konflikte
•    Klimawandel + Mangelversorgung (Lebensmittel, Wasser, u.ä.)

Arbeitsblatt Konfliktbaum (leer)

Arbeitsblatt Konfliktbaum Sudan (ausgefüllt)


 

Literatur und Quellen

Karten

  • Karte 1: Landkarte Sudan. The World Factbook 2023. Washington, DC: Central Intelligence Agency, 2023
  • Karte 2: Lagekarte Sudan The World Factbook 2023. Washington, DC: Central Intelligence Agency, 2023

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